ARABISCHE
PRESSESCHAU
"Unser Boden wird das Grab der Besatzer"
Von Carola Richter und Daniel Kinitz
Im Irak droht anscheinend ein Bürgerkrieg. Das lassen zumindest die Berichte
mehrerer arabischer Zeitungen vermuten. Auch in Ägypten gibt es heftige
Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Opposition. Nur über eins scheinen
sich viele einig zu sein: Israel ist der Grund für die Probleme im Nahen
Osten.
Website von "al-Watan"Die kuweitische Tageszeitung "Al-Watan"
berichtet von innerschiitischen Auseinandersetzungen und meldet einen weiteren
Toten, Moktada al-Sadr, der Anführer einer schiitischen Gruppe, die in
Nadschaf die religiöse Macht an sich reißen will. Es gebe einen "anhaltenden
Spaltungskrieg unter den schiitischen Geistlichen in Nadschaf, der gefährliche
Formen annimmt, seitdem es keine Behörden mehr gibt", schreibt "al-
Watan" weiter. Dies geschehe im Rahmen des "Kampfes der heiligen Städte
Qom, Nadschaf und Kerbela um die geistliche Herrschaft und den damit verbundenen
religiösen, finanziellen und politischen Einfluss."
Die kuweitische Zeitung "al-Rai al-Aam" meldet dazu eine "Demonstration,
die heute in Nadschaf stattfinden soll und die zur Unterstützung des schiitischen
Geistlichen as-Sistani aufruft." Dazu sollen bereits "Klans vom mittleren
Euphrat angereist sein, um Stärke zu demonstrieren und zu artikulieren,
dass al-Sadr eine wahre Bedrohung da rstellte und man ihn zurückweisen
musste", berichtet das Blatt.
Der Anführer einer weiteren schiitischen Gruppe namens "Vereinigte
islamische Führung", die laut "al-Rai al-Aam" die Provinz
Amara vor der Ankunft der amerikanischen Streitkräfte unter ihre Kontrolle
gebracht hatte, sagte dem Blatt: "Unser Boden wird das Grab der Besatzer
sein, wenn sie sich nicht bald zurückziehen. Falls sie uns militärisch
bekämpfen: wir sind ein Volk der Selbstgeißelung. Und falls sie uns
ökonomisch bekämpfen: wir sind ein Volk des Ramadan", erläutert
der Schiit mit religiösen Motiven den Widerstandswillen der Einheimischen
gegen die Amerikaner. Er wünscht sich für die Zukunft die Errichtung
einer Zentralregierung und ein "Verfassungssystem, das alle Iraker jeglicher
Religionszugehörigkeit respektiert."
Auch in Ägypten gibt es Spannungen zwischen Opposition und Machthabern.
Der Generalsekretär der oppositionellen ägyptischen Arbeitspartei
fordert in seinem Parteiblatt "ash-Shaab" die "Amtsenthebung
Mubaraks, nachdem alle Informationen zur Beteiligun g Mubaraks am Töten
des irakischen Volks bekannt wurden. So sind zwar keine Raketen von ägyptischem
Boden abgeschossen worden, aber doch vom Roten Meer aus. Amerikanische Panzer
sind auch nicht von ägyptischem Boden gestartet, weil das sinnlos wäre,
aber sie wurden durch den Suez-Kanal transportiert. Und durch den ägyptischen
Luftraum sind amerikanische Transport- und Kampfflugzeuge geflogen." Andere
ägyptische Aktivisten haben inzwischen Präsident Mubarak verklagt,
wie der Online-Dienst "Middle East Times" berichtet. "In einem
ungewöhnlich direkten Angriff auf die ägyptische Regierung hat eine
Gruppe aus 37 Menschenrechtlern und Anti-Kriegs-Aktivisten eine Strafanzeige
gegen Präsident Mohammed Husni Mubarak und Innenminister al-Adli gestellt.
Die Klage erfolgte nach einer Serie von gewalttätigen Anti-Kriegs-Demonstrationen,
die in Kairo eine harte Polizeiaktion auslösten."
Auch auf der außenpolitischen Ebene werden Forderungen gestellt. Laut
der syrischen Zeitung "Teshreen" forderte der Generalsekretär
der Arabischen Liga Amr Musa in einer Presseerklärung "die USA und
die großen Staaten dazu auf, ihre militärische Kraft für eine
Lösung der Palästinafrage einzusetzen und die israelische Besatzung
des arabischen Bodens zu beenden."
Nicht nur Amr Musa, auch viele Kommentatoren sehen sich durch den Einfluss Israels
in der Region bedroht. Der Herausgeber der libanesischen Zeitung "as-Safir"
schreibt: "Der erste Ausflug der amerikanischen Regierung
ist fast beendet. Im offenen Krieg tritt nun ein neues Ziel zu Tage, das sich
Stück für Stück als israelisch herausstellt und das spüren
lässt, dass sich alle Araber in der Position des Feindes befinden."
Die Zeitung zitiert in einem anderen Artikel einen libanesischen Politiker,
der von einer "zionistischen Clique" spricht, "die Amerika regiert."
Auch die Plünderung der kulturellen Reichtümer im Irak geht für
einen Kommentator der jordanischen Zeitung "al-Dustour" auf das Konto
Israels. "In den dreißiger Jahren hat es auch nur wenige Monate gedauert,
bis die europäischen und amerikanischen Museen die geplünderten Kulturgüter
aufkauften. Und heute wiederholt sich die Geschichte, doch auf noch abscheulichere
Weise, denn dieses Mal wurden die großen Museen der Hauptstadt Bagdad
geplündert. Wir sehen uns keinem Diebstahl von Kulturgütern gegenüber
sondern einem hasserfüllten jüdischen Versuch, unsere Reichtümer
und unsere Kultur auszulöschen."
Es
war von Anfang an mein Gedanke fernab, nach etwas beschwerlicher Reise von überallher
die Dinge zu zeigen, die nur mehr als Projektionen vielleicht zugänglich
werden. Langsam sich einlassend dann auch in das sonst nicht so leicht geheimnisvoll
Zugängliche ganz einfach und ganz anders.