Samstag, den 14.Dezember
Syberberg Filmproduktion
17111 Nossendorf Alte Poststr.3
80805 München Genterstr.15a
Büro Tel 089 36 14 882 Fax 089 36 14 905 e-mail:
film@syberberg.deAn die xx
Kulturstiftung
z.Hdn. von xx

Projekt Nossendorf/Vorpommern-Paris
München, den 14.12.02
Sehr geehrter Herr A.
es handelt sich bei dem am Telefon genannten Projekt um eine Einladung aus Paris
für Mai 2003 im Centre Pompidou (vorliegend eine offizielle Bitte von dort um Unterstützung an die derzeitige Staatsministerin für Kultur in Berlin) mit der Projektion des bisherigen Ouevres als Retrospektive aller Filme (inklusive Ouevre Katalog und ausgewählte Texte herausgegeben von dem CP) aber insbesondere im Zusammenhang mit der Gestaltung der unteren Etage des dortigen Hauses zur Präsentation des Herkunftsorts Nossendorf in Vorpommern als Modell einer speziellen Darstellung und historischer Entwicklung von 1935 bis 45 und ab 1989 bis jetzt, auch als Teil des filmischen Werks, und darin als Räume die Geschichte der individuellen und nationalen Erfahrung an Hand des Ortes N. und der Filme und anderer Dokumente, nach dem Muster der Räume in der Dokumenta 1982(Parsifal) und 1997(Cave of Memory) und in Neuhardenberg( Hommage an Schleef 2002). Diesmal aber mit Web-Kameras live von Pommern nach Paris und von dort zurück nach Pommern in speziell dafür zu präparierendem Gelände und Projektions-Raum, unter besonderen Umständen während der Ausstellungsphase. Es geht um die Darstellung des Ortes N. live durch sich selbst und in ihm die Spiegelung der Ferne, wo und wie dieser Ort erscheint. In kunstvollen Brechungen eines filmischen Werks durch eine Generation und eines, der von dorther kommt.
Es ist davon auszugehen, dass der französische Partner sein besonders Interesse an der französischen Seite finanziell ausstattet, also alles , was in Paris im Centre Pompidou stattfindet, organisieren und zur Verfügung stellen wird, dass aber die Finanzierung der deutsche Seite von uns gestellt werden muss. Ich, als der Hersteller der filmischen Dokumente von 1953 bis jetzt und täglicher Autor meiner dort in Paris aktuell vorgeführten Web-Seiten ( WWW.Syberberg.de , Materialien aus 3 Jahren, 20 000 Bildern plus Texten /tägl. bis 1000 Besucher und mehr, insgesamt an die 400 000 bisher), werde, so weit es geht, für die nötigen Materialien und Bänder oder Unterlagen sorgen. So werde ich auch die wieder erworbene Topographie am Geburtsort, das ehemalige Gut des Vaters zugänglich machen, in seinem durch die Historie gezeichneten Zustand, an dem wir gerade arbeiten.


2
Diese Arbeit am Ort N. aber wird der besondere Gegenstand der aktuellen Regie des Dargestellten werden. Als Taten der dortigen jungen Leute, die es zu motivieren galt. Ohne Arbeit und Ziel, durchaus nicht freundlich vorgefunden, galt es die Tätigkeiten aus sich selbst zu organisieren, immer im Hinblick auch auf diese Einladung aus Paris mit der Perspektive danach, am selben Ort, weiterzumachen mit nächsten Projekten, die dadurch ermöglicht würden. Hierfür braucht es eine Sicherheit für die nächsten Schritte, die Gebäude in den Zustand zu bringen, dass sie zur Vorführung geeignet sind, und die Technik zu garantieren mit Bedienung und Schutz, dass die Übertragungen möglich werden. Und dies alles selbst wäre dann Gegenstand wieder der Darstellung jener live Kameras aus Pommern nach Paris und von Paris nach Pommern als feed back der internationalen Antwort aus einem Zentrum, als Ort, wie in den täglichen Aufzeichnungen auf den Web-Seiten global.
Ohne finanzielle Unterstützung müssten nach Ausfall anderer Subsidien die begonnenen Arbeiten in Pommern abgebrochen werden und das Projekt wäre beschränkt auf die Vorführungen in Paris aus den dafür gelieferten Archiven bisheriger Arbeiten, also ohne aktuellen Anteil, der gerade das Interessante und Neue wäre(technisch, ästhetisch und sozial, um nicht zu sagen geistig), auf dessen Präsentation man in Paris grosse Hoffnung setzt. (Ausgestattet mit einem Gutachten von Dr.E.Blume vom Hamburger Bahnhof. Galerie der Moderne, Stiftung Preussischer Kulturbesitz).
Ein ziemlicher Eilbedarf am Ende des Jahres, wenn die Weichen neu gestellt werden im Lebensplan der Leute, die da mitmachen wollen, und vielleicht Reste in den Kassen produktive Orte suchen, treibt zur Bitte diesen Abbruch vermeiden zu helfen und vielleicht alsbald Nachricht zu geben, welche Fragen nach der Lektüre dieses formlosen Antrags noch offen sind.( Bilder, Einladungen aus Paris, Gutachten Hamburger Bahnhof, ausführliche Anträge, genaue Titel der projizierten Programme, Zahlen/Aufstellungen der geplanten Räume und Anlagen in Paris).
Budget. Station N.
Situation in N. :Grundausstattung der Gebäude zum Zwecke der Darstellungen.(ehem LPG Halle auf Grundriss ehem. Scheune 15x30m)
Technische Ausstattung( 5 Webkameras in Paris, 5 in N. für Paris und Projektionen aus P.)
Betreuung der Technik und Arbeit an der Herstellung des Terrains( 1 Techniker aus München, 1 bis 10 Mitarbeiter vom Ort N.)
Reisen, Transporte(München/Paris /N.)
Materialien (Erde, Fenster/Türen aus N. für andeutend nachgebaute Ess-und Kinderzimmer aus N. für P.)
Eine finanzielle Sicherung in Höhe von 25 000 Euro wäre schon eine Hilfe den deutschen Teil nicht abstürzen zu lassen.
Bis 50 000 Euro alles immer besser und ehrte den Spender sichtbar.
Schon damit Klagen über den Zustand des realen Ostens nicht das Modell einer Motivation und was daraus werden kann, überwiegen. Es wäre das Modell einer von unten zu erarbeitenden Welt. Gerade dort. Auch wenn es das Eigene ist, an dem hier gearbeitet wird, der Öffentlichkeit übergeben, gewidmet, sollte es doch nicht von dem finanziert werden, der eigentlich von seiner Arbeit leben sollte und muss.


3
Ich kann das bisherige Werk zur Verfügung stellen, mit ziemlichem Aufwand in projizierbare Norm gebracht. Ich kann das enteignete Gut der Kindheit, in devastiertem Zustand als Gegenstand der Darstellung zur Geschichte von Land und persönlichem Werk wieder erwerben und übergeben. Ich kann die letzten Jahre dafür als Arbeit diesem Thema widmen, ohne Entgelt. Aber die Arbeit der anderen und die Technik von heute und den Auftrag kann
nicht der geben, bringen, sollte nicht von dem kommen, der in Personalunion von Ort und Werk und Taten der anderen sich und Leben, wie Geschichte nach seinen Möglichkeit hier darstellt, aber eben nicht finanziert.
Diesem Ort N. sein Gedächtnis wiederzugeben ist das Bestreben dessen, was diese Regie vielleicht gelernt hat, in einem Raum, in der Landschaft, mit heutigen nicht nur technischen Möglichkeiten. Aber es bedarf auch der Arbeit und Interessen der dort Lebenden, wie nicht nur der Einsicht und des Willens der in Paris Interessierten, sondern anderer im darzustellenden Lande, worum hier gebeten wird.
Es würde mich freuen, die xx-Stiftung auf einen der wieder errichteten Pfeiler am Eingang des Hofes in Nossendorf,- neben lobenden Erwähnungen in Paris,- als noblen Mithelfer eingeschrieben zu sehen. Mit vielleicht sich daraus ergebender Zukunft weiterwirkender Programme gerade dort.
Mit freundlichen Grüssen

HJS.

an den Kulturfond Ost (Länder ehem.DDR)


Syberberg Filmproduktion
17111 Nossendorf Alte Poststr.3 80805 München Genterstr.15a
Büro Tel 089 36 14 882 Fax 089 36 14 905 e-mail: film@syberberg.de


München, den 2.12.02
Projekt Nossendorf
Um meinen Antrag, entsprechend den neuen Entwicklungen, auf neuesten Stand zu bringen, erlaube ich mir, kurz davon zu berichten, dass am Ort der vorgesehenen Veranstaltungen in Nossendorf(Mai2003) inzwischen die dortigen Bewohner als Mitarbeiter gewonnen sind.
Nicht nur als anzulernende Betreiber der elektronischen Installationen, sondern auch als Mitorganisatoren der dafür nötigen Aufbauarbeiten an Gebäuden und Einrichtungen, oft in eigener Verantwortung, Dies in einer Weise, dass man im Sinnes des erweiterten Kunstbergriffes einer „sozialen Plastik“ gemäss von einem sozialen Raum sprechen kann, der nicht nur das Gefüge der Apparate und deren Bedienung selbst meint, sondern auch deren handwerkliche Einrichtung durch Bewohner vom Ort. Nicht von Betrieben besorgt, sondern mit zur Zeit Arbeitslosen nach der Schulentlassung und auch in der Absicht nach dieser Aktion weitere Pläne dieser Videoinstallation und Ähnliches zu entwickeln und deren ortsbedingte Massnahmen zu garantieren.
Im Einzelnen und konkret heisst das, der für die beschriebenen Vorgänge vorgesehene Raum(30x15m) in der ehemaligen LPG Halle wurde dicht gemacht(Dach und Wasserabflüsse), die Wände gesichert und eine nötige Modernierung für die beabsichtigten Zwecke geplant und die Elektrifizierung eingeleitet.
Das ehemalige Gutshaus wurde von DDR- Noteinbauten entkernt und mit vermauerten Türen und Fenstern im Inneren als schwarze Zimmer begehbar gemacht, Wasseranschluss und Strom kalkuliert und vorgesehen, dass dort begleitende Veranstaltungen möglich werden.
Und die den Hof versperrende Konsum-Ruine wird bis zum Beginn der vorgesehen Eröffnung des Ensembles Ende April entfernt sein, zugunsten des öffentlichen Raums, der dann zwischen Kirche und Gutshaus als Hof wieder entsteht. Der Wiederherstellung des Kirch-Turms gilt ein auf der Webseite eingerichteter Spendenaufruf. Und das versteppte Ödland(früher Gärten und Park) hinter dem Haus und Hof wurde durch Nachbarn zur Wiese für Obstbäume zunächst hergerichtet und umgewidmet.
Dies zusammen wird zum Teil möglicher erster Massnahmen aus eigener Kraft der dort Lebenden durchaus als Gemeinschaftswerk aller (Schreiner, Dachdecker, Mauerer, Maler, zur Hand gehende Helfer) in Projektionen hier und am anderen Ort (Paris und Internet live und zurück) sichtbar sein.
Entsprechend dem Aufwand der Arbeiten erhöht sich der finanziell zu bemessende Eigenanteil schon jetzt nach kalkuliertem Listenpreis der angeführten Pläne allein durch diese bisherigen Arbeiten nachweisbar um ein Viertel zusätzlich. Aber nicht in Geld sind diese Leistungen zu messen.

2
Was vor drei Jahren als Projekt – und als Text dem Antrag beigelegt- wurde und für alle bestimmt war, am Anfang der web-Seiten zum Thema Nossendorf, als Teil des Oevres, beginnt sich zu realisieren und wird durch die Menschen selbst dort nun auch notiert und mitgeteilt. Die jetzigen Gemeinschaftsaktionen ähneln den kindlichen Spielen nach einigen Runden Geschichte des Landes. Auf sehr verändertem Grund der epochen-Ringe in allgemeinen und eigenen Kreisen. Man kann es nachzeichnend sehen und zeigen.