Donnerstag, den 21.März

Susan Sontag sagt im letzten Spiegel, dass sie nur noch eines wolle, ein guter Mensch sein. Im Sinne der grossen Russen. Der Name Tolstoi fällt. Und wir erinnern das Gelächter der Ehefrau, die ihn kannte. Nur Enttäuschungsgebärde? Andere verwiesen auf die Diener, die er bis zum Ende bei sich hatte. Es war ja auch im Sinne sozialer Einfachheit und Gerechtigkeit gemeint. Und wir sehen vor uns die Abraumhalden der Indutrie neben seinem Landhaus heute, dort, wo er die Kinder unterrichten liess, für ein besseres Leben.
Es stellt sich die Frage, ob denn ein dem intellektuellen Leben verpflichteter Mensch überhaupt, wie der der Kunst, anderes sein kann, tun, als seine Dinge, die er betreibt, gebiert, wie die Mutter ihr Kind zu umsorgen, triebhaft, dem Leben der eigenen Gene des Geistes zugeordnet, gut sein, in einer noch ganz anderen Dimension. Muss er nicht ungerecht sein, schuldig werden, das durchzubringen, was er für richtig, gut hält. Hilft nur, dass das, wofür es ist, selbst gut ist.

Auch Politiker, die sich als Künstler verstehen, unterstehen diesem Gesetz, sind so zu verstehen. Die anderen sind uninteressant.Im Sinne einer Forentwicklung des Lebens und der Welt. Des welt-Geistes. Tolstoi verstand sich zuletzt als dieser Lebens-Welt-Geist-Künstler.

In diesem Sinne, ohne Kunst und Intellektualität, ganz im Sinne der Lebens - Gestaltung war der Vater hier vielleicht so ein guter Mensch, nach Gerechtigkeit suchend, für die und das, was ihm anvertraut war, Land und Leute, und Schuld abwendend, bis zur Selbst-Gerechtigkeit. Und vieles mehr. Und wurde doch schuldig und war sicher nicht gerecht, wenn es um die Dinge des Herzens ging, der Frau, und einfach des Einsehens ohne die intellektuelle Sensibilität des Verstehens, schuldig wie eh und je, auf ganz andere Weise.

Dies darzustellen, auch, wäre zu tun, aber wie in einem N. von heute, dem vermauerten Haus, im verödeten Unland der LPG/Kohl Zeit blutender Landschaften. der Tränen. Wie, ohne Handwerk zumindest eines Ingmar Bergmann. Und vielleicht gerade das als Aufgabe, mit heutigen Mitteln, am heutigen Ort der Schuld, wie es ist? Dafür Mittel der Bundeskulturstiftung? dem Hort des Betriebs der Zeit?- Betrieb, nannte der Vater sein Gut, der Betrieb, mein Betrieb, was er betrieb,Trieb. Wie heruntergekommen manche Worte sein können.-Theater ohne Theater. Film ohne Film? Kunst ohne Museeum und Kirche. Am Ort. Meiner-noch-so-gerade? zu in-stallieren. Dies modische, dekorative Unwort als bezeichnende Lösung ohne Budget, das tröstet. Es kann, wird nicht sein. Als allenfalls im Kopf der Vorstellung hier.