Montag, den 18.März

Fortsetzung Bundeskulturstiftung

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Den bisher der Öffentlichkeit unbekannten schriftlichen Unterlagen für die konstituierende Sitzung am kommenden Donnerstag sind neben Aufbau und Bestellung der zukünftigen Administration("Stiftungsgeschäft"), die dort festgelegt werden sollen, die Ziele des Programms zu entnehmen und erste "Sonderprojekte", als persönliche Vorlage des Ministers und Vorstands, die dort behandelt werden.

Ziele, Programm, "Schwerpunkte", Richtung des Interesseses für kommenden Anträge, wenn sie also durchkommen wollen, werden gesetzt, werden allgemein definiert als
Innovation und internationaler Kontext.
Das war schon so vage bekannt, wie es ist.

Nun aber.
Als 'kulturpolitische Handlungs- und Förderinstrumente' werden aufgerufen
Beauftragung von Kuratoren,
Initiierung von Veranstaltungen,
Förderung von Publikationsvorhaben,
Vergabe von Stipendien,
Ausschreibung von Wettbewerben,
Auslobung von Preisen
uvm

Und das zu den Schwerpunktthemen im Gündungsjahr 2oo2
Kunst und Stadt
Kulturelle Aspekte der deutschen Einigung
Regionaler Schwerpunkt Osteuropa
die kulturelle herausforderung des 11.Septembers

Wie das dann aussieht, kann den Begleittexten der schon vor der Konstitution der "Geschäfte" eingereichten Sonderprojekte entnommen werden.
(cross over, Networking, Synergien, Schauplätze mit künstlerischen Aktivitäten bespielen, patchwok, parcour, transformig the arts, Dialog zwischen den Künstlern, transkultureller Wandel, Transformation traditioneller Asudrucksformen in urbane oder zeitgenössische Kunstsprachen, constructed conections...usw
Es ist der Jargon der Kommunikations-Technokraten und Industrialisierung der Soziologen-Seminare für Symposien des endlosen Papiers ohne Leser als sich selbst. Wenn es nur nicht so viele Urwälder kostete.

Diese "Sonderprojekte"
wie sie an den Minister" herangetragen" wurden und die er" sich zu eigen" gemacht und die er nun dem Stiftungsrat zur eiligen Verabschiedung am Donnerstag vorlegt, gilt es näher zu betrachten als Fall besonderer "kulturpolitscher" Relevanz.
Wie denn das Herantragen geschehen mag? connections, früher sagte man Höflinge. Und zu eigen? besondere Vorlieben, Präferenzen? Vorteilnahme des Amtes? Als ob der Leiter des Filmfestivals vor der von ihm bestellten Jury Preise vergäbe für Filme, die er sich zu eigen gemacht? als ob der Innenminister zu meiner Zeit der Bundesfilmpreise vor der von ihm eingesetzen Jury erst mal den Pool abschöpfte für seine eigene Voraus-Wahl? Unabhängigkeit der Auswahl steht zur Diskussion. Abgesichert durch Pseudogremien eines dafür nicht vorgesehenen Rates der Stiftung selbst? Fragen.
Ludwig machte sich Wagner zu eigen. Und er war ein König. Heraus kam Tristan und Isolde und Der Ring, die es ohne diesen König nicht gäbe. Aischilos floh das demokratische Athen und ging zum Tyrannen nach Syrakus, um seine Stücke zu fördern. Einsame Entscheidungen jenseits der Demokratie, gegen sie, mit grosser Ernte.Sonderfälle. Der Genies.
Was also ist so Besonders, eilbedürftig, besonderer politischer Kultur-Entscheidung bedürftig hier, dass ein zur zentralen Kulturverantwortung nach langer Zeit der Askese Beauftragter unseres Gemeinwesens sich solchen Aktes eigner Wahl annehmen darf, weil sonst geniales nicht realisert würde. Selbst in der Gefahr eigener Nachteile.
Von den 9 Sonderprojekten sind zwei aus Papier, von der KSB selbst, eines alt, Buchenwald, und rennt offene Türen ein, betrifft eines die documenta(25 Projekte aus dem nichtmitteleurop.Ausland, dass man sich fragt, ob es keines aus dem eigenen Land gäbe, dort nicht eingeladen, oder niemand bedürftig. Alle durch Händlerunwesen abgedeckt? Das meine zuletzt vor fünf Jahren wäre am Geld gescheitert, weil aus Deutschland und unabhängig von Moden und Gallerien. Und war doch immer voll. Der grösste Raum), zwei Festivals, zu denen man sich fragt, warum dann nicht andere auch und Beiträge zur Symposienflut...
Eigennutz ist materiell nicht das Problem. Filz, Klüngel, Seilschaften viel weniger als das das übliche Mittelmass enthemmter B- und C-Lösungen und damit doch wieder Spiegel und Beispiel unserer Gesellschaft? nur, wer klatscht da in die Fäuste. Arbeitsplatzbeschaffungsprogramm für Stellung-suchende Akademiker? Abschied von Gestalt als Aufgabe jeder Kultur, wenn sie Kunst werden will und Ende der Darstellung als Form, die löst, was der Geist sonst nicht vermag?

(Forts.folgt)
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Haben sonst hier nichts zu tun?