Fortsetzung Bundeskulturstiftung
3
Den bisher der Öffentlichkeit unbekannten schriftlichen Unterlagen für
die konstituierende Sitzung am kommenden Donnerstag sind neben Aufbau und
Bestellung der zukünftigen Administration("Stiftungsgeschäft"),
die dort festgelegt werden sollen, die Ziele des Programms zu entnehmen und
erste "Sonderprojekte", als persönliche Vorlage des Ministers
und Vorstands, die dort behandelt werden.
Ziele, Programm, "Schwerpunkte",
Richtung des Interesseses für kommenden Anträge, wenn sie also durchkommen
wollen, werden gesetzt, werden allgemein definiert als
Innovation und internationaler Kontext.
Das war schon so vage bekannt, wie es ist.
Nun aber.
Als 'kulturpolitische Handlungs- und Förderinstrumente' werden aufgerufen
Beauftragung von Kuratoren,
Initiierung von Veranstaltungen,
Förderung von Publikationsvorhaben,
Vergabe von Stipendien,
Ausschreibung von Wettbewerben,
Auslobung von Preisen
uvm
Und das zu den Schwerpunktthemen
im Gündungsjahr 2oo2
Kunst und Stadt
Kulturelle Aspekte der deutschen Einigung
Regionaler Schwerpunkt Osteuropa
die kulturelle herausforderung des 11.Septembers
Wie das dann aussieht,
kann den Begleittexten der schon vor der Konstitution der "Geschäfte"
eingereichten Sonderprojekte entnommen werden.
(cross over, Networking, Synergien, Schauplätze mit künstlerischen
Aktivitäten bespielen, patchwok, parcour, transformig the arts, Dialog
zwischen den Künstlern, transkultureller Wandel, Transformation traditioneller
Asudrucksformen in urbane oder zeitgenössische Kunstsprachen, constructed
conections...usw
Es ist der Jargon der Kommunikations-Technokraten und Industrialisierung der
Soziologen-Seminare für Symposien des endlosen Papiers ohne Leser als
sich selbst. Wenn es nur nicht so viele Urwälder kostete.
Diese "Sonderprojekte"
wie sie an den Minister" herangetragen" wurden und die er"
sich zu eigen" gemacht und die er nun dem Stiftungsrat zur eiligen Verabschiedung
am Donnerstag vorlegt, gilt es näher zu betrachten als Fall besonderer
"kulturpolitscher" Relevanz.
Wie denn das Herantragen geschehen mag? connections, früher sagte man
Höflinge. Und zu eigen? besondere Vorlieben, Präferenzen? Vorteilnahme
des Amtes? Als ob der Leiter des Filmfestivals vor der von ihm bestellten
Jury Preise vergäbe für Filme, die er sich zu eigen gemacht? als
ob der Innenminister zu meiner Zeit der Bundesfilmpreise vor der von ihm eingesetzen
Jury erst mal den Pool abschöpfte für seine eigene Voraus-Wahl?
Unabhängigkeit der Auswahl steht zur Diskussion. Abgesichert durch Pseudogremien
eines dafür nicht vorgesehenen Rates der Stiftung selbst? Fragen.
Ludwig machte sich Wagner zu eigen. Und er war ein König. Heraus kam
Tristan und Isolde und Der Ring, die es ohne diesen König nicht gäbe.
Aischilos floh das demokratische Athen und ging zum Tyrannen nach Syrakus,
um seine Stücke zu fördern. Einsame Entscheidungen jenseits der
Demokratie, gegen sie, mit grosser Ernte.Sonderfälle. Der Genies.
Was also ist so Besonders, eilbedürftig, besonderer politischer Kultur-Entscheidung
bedürftig hier, dass ein zur zentralen Kulturverantwortung nach langer
Zeit der Askese Beauftragter unseres Gemeinwesens sich solchen Aktes eigner
Wahl annehmen darf, weil sonst geniales nicht realisert würde. Selbst
in der Gefahr eigener Nachteile.
Von den 9 Sonderprojekten sind zwei aus Papier, von der KSB selbst, eines
alt, Buchenwald, und rennt offene Türen ein, betrifft eines die documenta(25
Projekte aus dem nichtmitteleurop.Ausland, dass man sich fragt, ob es keines
aus dem eigenen Land gäbe, dort nicht eingeladen, oder niemand bedürftig.
Alle durch Händlerunwesen abgedeckt? Das meine zuletzt vor fünf
Jahren wäre am Geld gescheitert, weil aus Deutschland und unabhängig
von Moden und Gallerien. Und war doch immer voll. Der grösste Raum),
zwei Festivals, zu denen man sich fragt, warum dann nicht andere auch und
Beiträge zur Symposienflut...
Eigennutz ist materiell nicht das Problem. Filz, Klüngel, Seilschaften
viel weniger als das das übliche Mittelmass enthemmter B- und C-Lösungen
und damit doch wieder Spiegel und Beispiel unserer Gesellschaft? nur, wer
klatscht da in die Fäuste. Arbeitsplatzbeschaffungsprogramm für
Stellung-suchende Akademiker? Abschied von Gestalt als Aufgabe jeder Kultur,
wenn sie Kunst werden will und Ende der Darstellung als Form, die löst,
was der Geist sonst nicht vermag?
(Forts.folgt)
4
Haben sonst hier nichts zu tun?