Paris Centre Pompidou
Berlin Hamburger Bahnhof, der vorgesehene Nebenbau
18.Juli, Donnerstag, der Tag, an dem die Kulturstiftung des Bundes entscheidet, ob das Projekt Nossendorf, dargestellt in Paris 2003 im Centre Pompidou, unterstützt wird.
die Jury
Nossendorf 4 web-cams

Syberberg Filmproduktion Genterstr.15a 80805 München
Tel 36 14 882 Fax 36 14 905 e-mail : film@syberberg.de


Antrag auf finanzielle Unterstützung für das nachfolgend beschriebene Projekt. Nach neuesten Überlegungen und Bedingungen.

I Nossendorf in Vorpommern
Das nachfolgend beschriebene Projekt hat sowohl einen autobiografischen wie allgemeinen Aspekt. Aus der persönlich erfahrenen Individualgeschichte von Herkunft, frühen Jahren der Kindheit auf dem Lande und dem Gut des Vaters im Kriege. Nach dem Verlust dieser realen Basis durch die im Osten sich ereignenden Dinge des Russeneinmarschs und der Ent-Eignung schloss sich in der frühen DDR die Schule in Rostock an, sowie die sich dort entwickelnden filmischen Aktivitäten bis zur Flucht in den Westen. Aus dieser Ost/West-Erfahrung ergab sich dann , auf der Basis jener Kindheit auf dem Lande, die Kombination einer spezifisch ästhetischen Antwort mit speziellem Echo im Ausland zum Vergleich mit der im betroffenen Deutschland. Dazu kamen die Darstellungen reflektierender Texte, später die Installationen ( 2x documenta 1982 und 1997, Madrid zum Thema 10 Jahre Monologe,1993), sowie Arbeiten auf dem Theater (neben Deutschland in Frankreich, Österreich, Belgien, Italien, Spanien, Portugal, Moskau, Edinburg), wie im Film,( dort noch USA, Israel, Griechenland, Niederlande, London oder Argentinien zuletzt). Daraus hat sich ein allgemein verständliches und darstellbares Phänomen aus ost- und west-deutscher Erfahrung ergeben, immer auf der Basis einer ländlichen Herkunft, das sich gerade an so einem Ort, wie dem hier vorgestellten, in seiner Veränderung vorführen lässt. An dem Haus, als verbliebenem Rest eines Hofes, und im Dorf, wie es heute aussieht, und an dem Land zwischen Ost und westlichen Entwicklungen jetzt, über 10 Jahre nach der Wiedervereinigung, besonders in einem anderen und entfernten Ort wie Paris, als globales Zentrum, in Korrespondenz mit dem abseitigen Pommern. Nicht zuletzt als soziales und kulturelles Phänomen, ästhetisch mit digitaler Technik zu erfassen. Als Ernte von Film, Theater und Kunsterfahrungen.
Das ist auch als Ende Preußens ablesbar und deutlich am Fall der ländlich- ständischen Struktur eines Gutes und seiner damit zusammenhängen -2-Familiensymbiosen, auch der Tiere und der Natur als Felder-Wirtschaft im
Wechsel der ökonomischen Entwicklung eines Gutsbetriebes vor 45 und der LPG- Zeit bis nach der Wiedereinführung westlicher Marktsysteme ohne Restitution der alten Eigentumsverhältnisse als durchlebbare und begehbare Probleme eben nicht-blühender Landschaften heute in Gestalt einer hier beabsichtigter Rekultivierung im Sinne einer virtuellen Projektion von ehemaligem Leben und Geschichte im heutigen.
Die heutigen Techniken in der Kombination von Internet und digitaler Projektion ermöglichen ein Zusammenwirken der verschiedenen Materialien als feste Gegenstände und projizierbare Welten von Theater und Film, Bildern und Texten und aus vorprogrammierten Elementen mit ständiger Präsenz weltweit wieder im Netz. So würde eine der unterprivilegierten Regionen in Europa wie Vorpommern mit dem zentralen Paris produktiv miteinander verbunden, live, von Dorf zu Stadt und zurück. Und global immer mitzulesen, aus dem Netz gespeist.
Der große zentrale Mittel-Raum in Paris (Centre Pompidou) wäre nach diesem Plan nicht nur durch Projektionen des Lebenswegs und der Virtualität aus dem digitalen Netz augenblicklicher Aktivitäten, plus Gegenständen aus dem Reservoir bisheriger Tätigkeiten, bestimmt, sondern er erhielte seine besondere Konzentration im sonst offenen Bereich – nach oben offen und ohne Wände mit abgeschlossenen Ecken – durch drei Einbauten in Gestalt dreier Räume, die noch einmal extra zur Konzentration einladen, nun als Gehäuse im Gehäuse ohne Wände und Decken.
Das wäre (1) das nachgebaute Esszimmer des ehemaligen Gutshauses mit aus dem Theater oder im Film-Studio gewohnten Teilen, aus Kulissen als Seiten und obigem Abschluss, aber mit festgefertigten, originalgetreuen Fenstern und Doppeltür zum ehemaligen Park (heute zugemauert und abgeholztes Ödland). Dorthin auch, durch diese Fenster und Tür im originalgrossen Modell Projektion auf heutige Situation der Leere des waste land. An der Stirnwand des Raumes spezielle Dinge, die noch auszuführen wären (Rubens-Kopie Meleager und Atalante –als einziges intaktes Panorama der früheren Jahre, und ein artifizielles der früheren Künste, plus Reisen in die Monologe der letzten Jahre von „Nacht“ bis„Traum“?). Im Raum besondere Dokumente als Projektion von Brecht, Kortner, Oskar Werner-Theater, der ersten Arbeiten.
Und es wäre (2) das in Original-Massen nachgebaute Kinderzimmer mit Fenster, wie oben beschrieben, dort mit projiziertem Ausblick des Kindes auf das Storchennest und die ehemalige Scheune, wie heute nicht mehr existent (als Vergleich:web-cam-live), dazu das Plakat aus „Die Nacht“, wo diese Situation evoziert wurde). In diesem Raum auch besondere 8mm Projektionen (digital

3
projiziert) aus der Kinderzeit, vom Leben auf dem Gut vor seiner Aufhebung. Derdritte Raum (3) wäre ein schwarzer Würfel mit handgefertigten Modellen des Ortes N. in der Zeit vor 45, als der Krieg und das Kind Thema waren ( aus Plastilin oder Fimo gebrannt). Dazu digitale Aufnahmen als Gang durch das Haus in jetzigem Zustand seiner Topographie mit zugemauerten Fenstern und Türen.
Die Übertragung von einigen Motiven aus Pommern nach Paris per Web-Kamera würde die Mitarbeit der dortigen jungen Leute einbinden, die bisher zerstörerisch wirksam wurden durch gewaltsames Eindringen, wogegen das Haus an allen Öffnungen verschlossen werden musste, bis zu Brandlegung noch im letzten Jahr. Die Hauptmotive wären, neben genannten Projektionen vom Ort des Hauses und ehemaligen Hofes, außen und innen, vielleicht auch Motive des ihnen eigenen und wichtigen Lebens, sowie eine Übertragung aus dem einzig noch aus der LPG-Zeit verbliebenen Nutzbau auf dem Grund der ehemaligen Scheune mit Teilen aus dem Fundus des als Retrospektive präsentierten Oevres in Paris, dann aber mit speziellem Bezug zum Orte und dessen Thema hier (Kleist, Schadow, Schinkel-Prospekte und Gegenstände von Friedersdorf/0der bis Schloss/Berlin in ruinösem Zustand aus der Marquise von O....).
Das ganze Projekt wäre nach seiner Präsentations-Phase in Paris (Frühjahr 2003) übertragbar, geplant und praktizierbar in N. selbst, in Pommern, als ständige Installation. Mit vorhandenen Plänen in verschiedenen Stufen. Wozu diese Förderung hier Anschub sein könnte für weitere Förderungen der Region,plus EU oder sonstigen Möglichkeiten, die assistierten.
Die Finanzierung setzt sich zusammen aus der Zur-Verfügung-Stellung des Platzes und Hauses Centre Pompidou in Paris mit der Technik und Wartung im Hause.
Sowie durch die vom Antragsteller selbst aufgewendeten Mittel für Aktivitäten, das sind über drei Jahre Korrespondenzen, Reisen, Büro und Treffen mit Verhandlungen zur Rückgewinnung (Kauf und Sicherung) der Terrains und Restbauten, bei gleichzeitiger Widmung an eine öffentliche Nutzung. Dazu öffentliche Auftritte, lokal und im Internet. Alles als Teil der Darstellung der Sache selbst, um die es hier geht, an realer Front der sozialen und kulturellen Dinge. In hinterster oder unterster Provinz des existenziellen Kontinents.
Um das aber öffentlich zum Raume werden zu lassen , sind die Mittel nötig, die hier beantragt werden, die insbesondere gebraucht werden, um die virtuellen
Programme herzustellen und sichtbar zu machen als Innenräume, die als Extraleistungen , neben der geplanten und von Paris organisierten Retrospektive der bisherigen Filme dieses Oevres zum Zentrum der Gesamterscheinung würden, und damit sinnhaft würde, an einem oder zwei Orten und virtuell terrestrisch präsentiert.

Prof. Dr. Marie-Luise Angerer
Prorektorin an der Kunsthochschule für Medien, Köln.
Prof. Dr. Beatrice von Bismarck
Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig
Prof. Dr. Klaus Bußmann
Direktor des Westfälischen Landesmuseums für Kunst- und Kulturgeschichte.
Dr. Stefanie Carp
Co-Direktorin des Schauspielhaus Zürich, zuvor Chefdramaturgin am Schauspielhaus Hamburg.
Prof. Dr. Diedrich Diederichsen
Merz-Akademie Stuttgart. Mitbegründer und langjähriger Herausgeber der Zeitschrift "Spex". Kultur- und Poptheoretiker.
Michael Krüger
Verleger, Autor und Kritiker. Leiter des Carl-Hanser-Verlags, München.
Heike Hoffmann
Künstlerische Direktorin des Konzerthauses Berlin
Frie Leysen
Langjährige Leiterin des Kulturzentrums "De Singel" in Antwerpen.
Seit 1995 Leiterin des internationalen Festivals "KUNSTENFESTIVALdesARTs" für Bildende Kunst, Film, Theater, Tanz und Musik.
Andreas Mölich-Zebhauser
Intendant und Geschäftsführer Festspielhaus und Festspiele Baden-Baden GmbH
Prof. Georg Seeßlen
Filmkritiker, Dokumentarfilmer
Dr. Christoph Tannert
Geschäftsführer der Künstlerhaus Bethanien GmbH Berlin sowie Mitherausgeber des Kunstmagazins "BE-Magazin".