Thomas Bernhard. The making of an Austrian von Gitta Honegger.Yale University Press2002.

Dargestellt wird in Kaptitel 12 (Questioning of Genius) eine geistige Verbindung Bernhards zu Oskar Werner. Sein Abgang von der Bühne 1970 nach den mörderischen Kritiken in FAZ(Hilde Spiel) und SZ(Ivan Nagel) mit letalem Ausgang nach 13 Jahren. Rückzug in den Bergen, Alkohol und Vereinsamung. Mit nochmaliger Rückkehr ein Jahr vor dem Tode, der Aufführung des Homburg in Krems vor Wien 1983, gegen das von Nagel und Spiel etc protegierte Regietheater der Peymann und Stein etc. und erneuter Hetzjagd in Wien und im Spiegel (S.Löffler), und aller anderen aus dem Wiener Sumpf (Kathrein/Kurier und Endler/Die Presse inbegriffen), unter dem Hohngelächter A. Hellers von der Premiere kolportiert und erzählt, den endgültigen Todesstoss empfangend. Er, die junge Symbolfigur "des alten Stils", um mit Beckett( in den Glücklichen Tagen) zu sprechen, wurde erledigt. Und damit eine Kultur. Nicht nur des Theaters.

Für die Autorin des obengenanten Buchs ist er die monologische Bezugsfigur zu Bernhardschen Gestalten und Mustern des gescheiterten Genies als Komödie des Bernhardschen Selbstprortäts. Das wäre noch gut, wenn das Werkzeug der Zitate und Gedanken nicht geklaut wären und umgedreht würden, nämlich nun als Tatsachen eines Verfalls interpretiert, was auch ganz anders verstanden werden kann, wenn man nicht dieser Interpretation der Dinge folgt. Mit den folgen, die das hatte.

So dient Oskar Werner als Modell der Nazi-Ästhetik aus dem Hause des verdächtigen Burgtheaters und seine Kunst wird benutzt, den Sieg der 68er Paradigmenwechsel auszuspielen. Nicht traurig, nicht demütig beklagend, wenn schon sie das nicht fanden, was sie wollten. Dagegen war er machtlos. Wie seine Kunst und die Kunst überhaupt, wurden Opfer neuer Sprache und Darstellung, des Theaters und nicht nur des Theaters. Bernhard selbst wusste , so sehr er auch mit den mächtigen Interpreten der neuen Moden spielte, von diesem tragischen Ende, indem er sich selber als zynischen Spassmacher der neuen Mächte verstand und sich opferte, bis auch er nicht mehr weiter konnte.

Alle Zitate dieses verzweifelten Kampfes von Oskar Werner und den übermächtigen Interpreten des Zeitgeistes, die die Hegemonie der Öffentlichkeit zu dieser Zeit errangen, wurden hier 1995 zusammengesammelt und mit den Fakten verglichen von Dokumenten der letzten Auftritte Oskar Werners, und wurden auch verglichen mit den Zeugnissen des protegierten Regietheaters, insbesondere am Falle der Aufführung des Homburg und dessen Interpretation 1972 von der Schaubühne, verglichen, Szene um Szene, Satz um Satz, Wort um Wort, Bewegung um Bewegung, auch in Kritiken hier dafür und dort dagegen, aber unpubliziert gelassen, nur der Autorin dieses obengenannten Buches zur Einscht überlassen, die dann sich jene Todeswaffen herausnahm entwendend umwendete, um Oskar Werner nochmal zu überführen und zu töten 18 Jahre nun nach dessen Tode, als ob das, was dort stand und als Meuchelei beschrieben, nämlich als Suff und verkommene Nazi-Ästhetik, Faktum sei, nur, um ihre These des Scheiterns zweier Zeitfiguren in Verbindung zu bestätigen, und als ob der eine am anderen Mass,ein Modell gefunden, genommen, für seinen Hohn, der doch selbst, wenn auch geschickter nutzniessend, wie es schien, qualvoll endete, eben an diesem Scheitern.

Vielleicht wird der Text, das bisher unpublizierte Buch, hier doch noch vorgestellt. Und seis zur Ehrenrettung, aus Anlass des im Herbst jetzt nahmenden 80. Geburtstags vonOskar Werner, nur, damit solche Publikationen, wie diese jetzt nicht stehenbleiben, ohne gebührende Antwort zum dem, was hier vor sich ging. Wozu das Ende Oskar Werners ein tragischer Held wurde, in einem Spiel, das er selbst nie durchschaute.

Das Oskar Werner-Kapitel in diesem Th.Bernhard-Buch bezieht alle Zitate und Argumente über den Abgang Oskar Werners aus dem Buch über Die letzten Dinge Oskar Wernes von 1995, in dem die tödlichen Waffen der deutschsprachigen Kritiken gegen O.W. gerichtet, weiterkolportiert werden, ohne die Gegenpostion der ganz anderen Dokumente aus den Videos, die O.W. zumindest 1983 als Homburg luzide und unübertroffen überliefern. Verglichen mit Bruno Ganz, dem anderen, immer entgegengenhaltenen Helden der P.Stein/B.Strauss Konzeption von 1972 in der Schaubühne. Und dazu zeigt es diesen Homburg noch als moribunden, auf geistiger Höhe eines dem Sterben Geweihten,ein Jahr vor seinem Tode, wie nie. In den mörderischen Reportagen der Medien von 83 wird er als Besoffener, torkelnd und seiner Worte nicht Mächtiger gehöhnt, um das neue Theater jener 68Revolution zu feiern, die als Schwächlinge der Sprache und Figuren und des Lebens, das klägliche Ende einleiteten, das heute einsehbar beklagt wird, mit den einen, sich iin ihren Hässlichkeiten wälzend, die anderen Ohnmächtig im versuchten Glanz, falscher Höhen nochmal scheiternd, in der Nachfolge dieses Paradigmenwechsel aller Dinge, die seitdem Politik und Kultur hier markieren.

Damals wurde entschieden, wer die Interpretations-Hegemonie besitzt, entscheidet, wer und was gespielt wird und wie. Auf dem Theater wie in der Politik. Da braucht es keine Panzer und Kriegerklärungen. Heute ist die Interpretation der Geschehnisse und Menschen, ob im Zeichen der Freiheit oder des Terrors Welt-entscheidend.In ihrem Zeichen darf dann gemordet werden und nicht nur Menschen. Wer diese Hegemonie der Medien und Meinungen hat, erringt, sich anmasst, oder listig besorgt, bestimmmt, insgeheim oder frech, das Welt-Theater. Th.Bernhard wusste davon und reagierte mit zynischer Melancholie. Wer nicht mitmacht, wird nicht gedruckt, nicht gespielt, spielt nicht mehr mit. Oskar Werner erkannte das, nur ohne Wissen, und kam nur noch einmal aus dem Bergen zurück vor die Tore Wiens vor die leeren Säle eines Bierhauses und vollzog seinen Schwanengesang getreu seinem seinem Auftrag. Dass er dabei dokumentiert ist, von ihm selbst, wie die Aufführungen selbst von ihm produziert wurden, ist das Zeugnis, das zu es zu erkennen gilt, zuletzt in der documenta und in Berlin(Hamburger Bahnhof/Hebbel Theater)vor fünf Jahren. In Nossendorf wäre es nochmal möglich. Gewesen. Sonst sind alle Räume zu klein. Fernab zu sehen und hören. Ein Wunder des Untergangs. Wie Kleist und Mozart dazu , das Requiem, und der Faust Oskar Werners und seine Wienerlieder des Todes aus den Bunkern des Endes, auch Faust von ihm und selbst Schleef, gegen sich,und mit Becketts letzten Worten der Liebe, der es schon wusste.(Fortsetzung folgt).

 

Samstag, der 13.April

Oskar Werner, Prinz von Homburg Sommer 1983

letzter Auftritt

Samstag, den 13. April 2002
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