Sonntag,
den 10.Februar

Dieser Text entstand vor sieben Jahren

Betretenes Schweigen, auch dort wo man dann Sebald entdeckte (DER SPIEGEL), seine Tat für die literarische Beobachtung des bisher verdrängten
Bombenkriegs. (Siehe
Post aus England)

Der TRAUM (1990/94) mit den Hinweisen auf die Bombennächte und
Fluchtsituationen, wurde in Deutschland um Mitternacht gesendet, nach nahezu
nötigenden Erpressungsversuchen von hier mit dem Schwur, nie mehr etwas zu
machen, und das beim letzten aller versuchten Sender (WDR).

Schon der Hitler-Film wurde in Deuschland nie gesendet, ausser WDR
regional. Der einzige aller meiner Filme, nicht im Bundesarchiv (als Dokument
der erh. Bundesfilmpreise).

Sebalds nächstes Buch war wieder eines wie üblich (Austerlitz). Alle Wege
führen nach Auschwitz oder daher, Geschichten, Figuren, Geschichte.
Grass hat viel wiedergutzumachen, siehe seinen Kampf gegen die
Wiedervereinigung (wegen Auschwitz/verwirktes Recht). Aber im ZDF, auch in
der ARD entstanden ganze Serien zu diesen Themen der Flucht eben jetzt.
Der Komplex Ost-Unrecht siehe Nossendorf hier als Projekt der Erfahrung, im
Netz abseits des öffentlichen Medien-Betriebs.

Ist doch eigentlich ein natürlicher Weg langsamen Zusichkommens? Erst die
Schuld an den anderen, dann an uns. Wenn nur nicht die Kunst wäre. Und ihre
Verluste (in der Volksbühne/Berlin gestrichene Erkenntnis im Stück von
Wladimir Sorokin aus Moskau. Noch am Premierentag, als ich in der
Vordiskussion darauf, auf diese Stimme aus Moskau, als Aussage einer
jüdischen Figur in seinem Stück voll sonstiger Wut auf Deutschland, hinwies.

Soviel Angst, soviel Schuld, soviel Feigheiten. Soviel Ohnmacht? Wo sind
unsere Dissidenten der Freiheit und Demokratie. Die erst diese bewährten.
Ohne Öffentlichkeits-Vorteile, gegen die, die immer wissen, wie man punktet,
wo’s langgeht. Auch heute und gerade hier, bleibt noch viel zu tun. Aber
Wirkung tut auch das, was insgeheim bereitet, was andere tun. Dass man
weiss, was fehlt, das es gesehen wird, wenn es geschieht.

Dieser Text entstand auch vor der Rede Walsers in Frankfurt. Und das
Kunstwerk dazu immer davor: EIN TRAUM, WAS SONST? War keine Rede und
verbindlich, Form geworden. Das einzige, was gilt. Wenn wir noch Rechte
haben zu sein.

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