im Guardian einen langen Auszug aus Edward Saids letztem Essay, in dem er über künstlerische Spätwerke nachdenkt. Oft würden sie als besonders versöhnlich geschildert, schreibt er. "But what of artistic lateness not as harmony and resolution, but as intransigence, difficulty and contradiction? What if age and ill health don't produce serenity at all?" Und meint damit natürlich vor allem Beethoven. Der vollständige Essay steht in der London Review of Books
was aber ist das alles, wenn sich die Ko-Ordinaten, Gewusstes, Er-Innertes,Gegenwart und Vergangenheit der uns gewohnten Welt verandern, einstürzend neu besinnen? jenseits aller Probleme unserer Wahrheitsuche.

siehe auch
60x80 cm gross sind die einzelnen Blätter wieder wie früher, wenn sie ausstellte, aus 8o seit Mai entstandenen Blättern hier eine Auswahl. von Fotos (Annegret Gaidies/Münster)
zweimal derselbe Oskar Werner jetzt in verschiedner Druckfassung und daneben rechts von 1997 für die documenta X

Donnerstag den 5.August

Ein halbes Jahr nach einem Schlaganfall begann Margarethe Krieger jetzt wieder und so zu zeichnen. Halbseitig gelähmt, bewegungslos, mit linker Hand, ohne unsere Sprache zu sprechen, aus einem anderen Kosmos, wo wir nie waren, Figuren ihres Lebens wieder, bereichert aus dem Jenseits unserer Welten, mit somnambuler Sicherheit, wie nie zuvor oder sonst.

 

es ist nicht so, dass hier ein blosser Altersstil sich entwickelte, so gross wie bei oskar Werner im letzten Homurg nach 13 Jahren Abwesenheit von der Bühne noch einmal verklärt. Hinzu kommt diese Transgression einer Zurück sich Tastenden, aus anderen welt, die nur sie beschritten, individuell, beladen mit ihres Lebens Ernte nun in neu erworbener Haltung. Schicht um Schicht abzulesen und, sich täglich mehr entwickelnd.
Was diesen Menschen ihres wiederzurückkehrenden Gedächtnisses aufläd , zeigt die Kühnheit ihrer neunen Formen-Gestalt. Die Aura aus wiedererkennbaren Gestalten mischt sich aus den neuen Schichten der weichen Flächen und einem dünnen Gespinst feiner Linien der zeichnenden Hand.

Auch diese Figuren vor 6/7 Jahren nun noch mal, waren voll der Grösse Ihres sinnenden Leidensgestus einer solitär und abseits Lebenden, altersschwer, aber was nun hinzukommt, ist der Bruch selbst mit diesem uns vertrauten und lieben Alters-Gestus.

Alles wird aus blossem Leiden jenseits der Schreie und Tränen, in einer neuen ästhetischen Haltung gesucht, Abgrund der Trauer in denen, die solcher Art zum Reigen ihres neuen Lebens werden. Tragischen Geschicks treueste Heldin, wenn es je eine gäbe in der zeichnenden Kunst.

So wusste sie schon vor 7 Jahren alles von ihrer Schwesten der Trauer, nun aber weiss sie zurückkommend, von dort, wo auch das noch endet, mehr als je und kann es sagen. Selbst in der Naivität der jungen Mädchen, die wir so sehr suchen, wenn die ersten Annäherungen in frühen Jahren geschehen, dass es keine tragen kann.
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