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... was Kant das formlose Objekt nannte, das übrigens die Vorhalle des Sublimen in der
Kritik der reinen Vernunft ist. Dieses geheimnisvolle, formlose Objekt erscheint bei Kant mitten in seiner Unerbittlichkeit und Strenge, seiner Starre ... ich glaube, dass wir dies mit der letzten Botschaft
Syberbergs durchdringen - |
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doch können wir es nicht hören und nicht lesen, ohne Die Nacht wieder zu sehen und wieder zu hören, die für mich ein Moment
einer außergewöhnlichen und bezaubernden (=behexenden) Schönheit ist. Ebenso war Die Nacht ein Punkt des Erstahlens durch eine zentrale Figur, wie eine Art Kirchenfenster, von Edith Clever
bewohnt - Da gibt es keine Heroinen, da gibt es nur weibliche Körper, mehr oder weniger zerstört durch die Hölle oder mehr oder weniger schattenhaft durch die Höhle. Aber ich habe den Eindruck, darin einen Gesamtsinn Syberbergs wiederzuerleben - durch eben dieses lange Sprechen ohne Zeichensetzung, das die HÖHLE DER ERINNERUNG ist
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Ich glaube, dass das filmische Werk Syberbergs zugleich unser europäisches Labyrinth und unser uns führender Zeitfaden ist. Es ist dieser führende Faden, den die deutsche Philosophie in der Natur sucht - bei Kant, bei Schelling.
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"Das gebieterische Spiel der Welt mischt das SEIN auch den SCHEIN, die ewige Narrheit hier bunt durcheinander".
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Es ist das "Verweile doch, Du bist so schön", das seine Erfüllung erreicht in der Beschwörung des weiblichen Körpers.
Der ist der Punkt des Universums, die nach innen gerichtete materielle Implosion, hervorgegangen aus dieser Quanten-Nacht physikalischer Begriff, aus diesem initialen Quanten-Chaos -- und jetzt dann
haben wir, kurioserweise, einen Moment NULL, und nach diesem Moment, wo diese galaktische Unermesslichkeit, dieser Aufwand, diese Vergeudung von Energie, die sich bis an die Grenzen fortjagt, bis an den Lärm des
Urgrunds im Universum, den wir jetzt hören können, das heißt: den wir den Vibrationen des ersten Augenblicks entreißen, wendet sich all das zurück in die Erscheinung des lebendigen Moleküls, das sich gerade nun im
weiblichen Körper der Spezies Mensch niederschlägt, wo das Auge der Kamera zum Gestalter wird - in diesen körperlichen Tiefen, in diesem Rätsel eines Schoßes, Blicke schaffend.
Das bildhauerische Werk des Auges ist es, das uns erlaubt, das Universum als Landschaft zu sehen, in der Saftigkeit des Waldes (ein Wort von Descartes) und dann das Blau des Himmels oder des Ozeans, das
den Griechen vielleicht grün erschien (nach Nietzsche) . Schließlich ist es das Auge der Kamera, ist es die fiebrige Kamera von Syberberg, die um vier Leben tanzt gemäß Platon, Faust, Homburg, Mozart - via Werner. |
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Vom Requiem Ludwigs II. zum Requiem Mozarts, das heißt von Werner, das heißt "Requiem aller Musik der
Welt" - man kann nicht weiter gehen als das LACRIMOSA nach dem 8. Takt. Ich hatte übrigens einem Orchester nahegelegt, die Bogen beim 8. Takt zu erheben, ohne die vom geistigen Sohn Mozarts komponierte Suite
Tonfolge hinzuzufügen. Dieses Anheben des Bogens sehen wir im Film Syberbergs, der gut eine "Letzte Erinnerung" ist, nicht erzwungenermaßen die letzte des Ganzen, sondern der für uns eine Meditation über
das letzte Ende |
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Im zweiten Film sieht man die Kellerräume mit dieser Art Bullaugen, die zu nichts führen, man kann sie nicht
auf ein Licht öffnen - es sei denn verrottet. Man kann hier vielleicht nur eine Archivsammlung finden ... eine schweigende Archivsammlung, die selbst ohne jeden Sinn ist, wenn man nicht den Blick neu
entzündet und das Auge der Kamera neu formt, das hervorgegangen ist aus dem weiblichen Schoß, dem Schoß des "ewig Weiblichen" Goethes - oder der "ewigen Narrheit" Nietzsches ... die
Arbeit des Lebendigen, die die Arbeit des Blickes ist und die die filmische Montage ist. Eine Montage im entgegengesetzten Sinne dessen, was normalerweise eine Montage ist, die nämlich alles an seinen Platz setzt
in geregelter Form und dies für einen Film von extremer Heftigkeit, eines Schusses - wie der Film es zeigen soll - von Feuerstößen. Hier nicht, es sind die Feuerstöße des Blickes, um die es geht. |
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