Schleef
Als er am Morgen des trüben Januartages erwachte, wusste er, es würde nicht ein Tag werden wie andere. Das Herz klopfte und jagte in fremdem Rhythmus, es schnürte und ängstigte ihn. Wenn er ganz still hielt, war es gut. Aber mit
der kleinsten Bewegung begann der jagende Atem und das Rennen der Schläge ohne Ende. Treppen, Gänge, aufstehen, reden formulierender Gedanken lasteten schwer wie Blei im Blut. An Proben war nicht zu denken. Nachdem er sich in
das Krankenhaus begeben hatte und das Theater unterrichtet, begannen die Untersuchungen. Der Telefonanruf des Intendanten kam schnell. Fragen nach dem Befinden mündeten bald in drängendes Forschen nach dem wie lange und Sorgen um
die Premiere, so dass das Zögern der Stimme fast schon provoziert war in jener Antwort, ob überhaupt noch und was er sich da aufgehalst. Es mag in der Furcht gelegen haben, dies nicht zu schaffen, weil doch zu fremd, jene
private Mythologie der Anderen oder wieder zu versagen, sein Grundübel, vor dem Rauskommen der Gedanken in die Realität, sich selbst ein Rätsel, neben dem Problem des Geldes, jener Angst, die ihn verdächtig machte, auch vor sich
selbst, weswegen er bei Aldi kaufte und sich kleidete, wie ein Penner, Fahrrad fuhr, statt der Autos seiner Kollegen und alleine lebte in leeren Räumen mit nur Tisch und Stühlen und Regalen ohne Bücher. Nun also wieder dieser
Absprung. Herz und Krankenhaus oder Atteste, das kannten alle. |
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