Wenn es in diesem Leben eine schlimme Zeit gab, dann war es diese. In Petershagen bei Minden von Herbst 1953 der Flucht aus Rostock bis Herbst 56, dem Beginn des Studiums in München.
Am 10.September hatte ich die Demarkationslinie von Ost- nach Westberlin überquert und mich als Flüchtling gemeldet.
Acht Lager, ohne Familie, minderjährig, ohne Beruf, nach Brecht und ersten fotografischen Schritten , mit Absichten für den Film, ,ohne Chance, klein beigegeben, nochmal Schule, fernab, und für dies n Platz dankbar sein müssen, was, wohin sonst. Mutter, Schwester in Hamburg, keine Alternative. Und nun im tiefsten Sibirien der Träume, Albtraum des Lebens für einen, der weg wollte und nun da war im Westen seiner Ziele, schlimmer als zuvor. Ohne Vater und Mutter, danken zu müssen und tun, was er nicht wollte, konnte, durfte. Unter denen , die er floh.
Die Rettung war das Radio. NWDR Nachtstudio.Aber das hatte ich auch in Rostock hören können. Nun aber die Musik ohne Zensur und laut in Massen.
Und es waren die Reisen, Autosstopp.Italien,Paris, England, Schottland, Holland, Belgien.Wien, Berlin.Dort die Theater und Bücher, des Ostens. Das klingt so schön.Hiess oft Stunden in Regen und Hitze an den Strassen, in Autos von Spiessern und Verführern, die Lastwagenfahrer noch die besten.Tankstellenkenner, 5o Pf. den Tag.
So sah das also aus. Wiedergefunden.den Film. Wenn man nur erkennen könnte, die Titel der Bücher.Was auf den Bildern an der Wand hängt. Steinzeit der Verdängungen, Gedächtnisse.
Irgendwo muss ein Ofen sein, hinter der Tür. Nächtelang . Kalt. Selbst gekocht, um das Geld zu sparen, also ohne essen. Einmal die Woche Mittagstisch bei Mathematiklehrer, ausgerechnet, Fiedler, ein nobler Mann, und gute Küche, bester Schachpartner am Ort, nie verdacht, meine Unfähigkeiten, durstig und gütig, von draussen zu erfahren, was dieser Schüler zuvor gewesen, gemacht, gelernt.
Danach München. Seitdem. Ein neues Kapitel. Studium, nicht gewollt, aber Stipendien für den aus dem Osten, bei bestandenen Prüfungen nach jedem Semester. Weitere sieben Jahre bis zum ersten Film. Wie bisher drei seit dem letzten für Brecht.Seit Abgang in Rostock und Entscheidung für dies Leben.
Für das am Ende wohl diese Jahre, wie die zuvor in Rostock und Nossendorf gerade nötig waren. Wie schwer das zu sagen ist. Wie verzeihen. dem Gotte, der es zu gefügt. Nicht zu vergessen, gar nicht undankbar, dem, was hier über den Ort in den Bergen Grundlsee, südlich von Salzburg, und Ausseee zu sagen wäre, als Teil dessen, was dazugehört, in allem.
Dankbar sein. Endlich im Westen. Weg aus der Enge, zuhaus und des Landes. Aufgenommen von denen, die dafür zahlten. mein Freund aus Rostock, mitgegangen, ging zurück, nicht ausgehalten. Der Rektor Kötter, ein wackerer CDU Mann hatte die idee, Ostzonen- Abiturklasse extern zum Internat.Letzter Platz. Vater gedient? 14. Husaren, 5.Dragoner, noch in E rinnerung 1.Weltkrieg, das half, in Tecklenburg, wo ich flehte, wie zuvor in Tübingen, alles voll, meines Vaters kühnster Erfolg. Und so kam ich nach Petershagen an der Weser.
Nossendorf lag nun sechs Jahre zurück. Und ich musste wieder aufs Land. Aber wie anders. Und die sechs Jahre dazwischen hatten aus der Kindheit, den Knaben, dies da gemacht. Es war die späte Zeit Brechts, Benns und Beckettes Warten auf Godot und des Fängers im Roggen.